Kurzurlaub am Wiener Gürtel

Alpha Romeo & Die Sommerreifen präsentierten vergangenen Freitag ihr sommerfrisches Album mit viel Gefühl und Spaß am Musizieren.

Da wären wir wieder: ein weiterer Juli, ein neuer Sommer. Die laue Abendluft des vergangenen Freitags dringt nicht ganz durch in den deutlich spürbar gekühlten Konzertsaal vom Kramladen. Während über uns die Menschen noch in der U6 schwitzen, werden wir hier unten von Hieronymus Kloss, dem Sänger von Schattenmusik, der Opening Band des Abends, gefragt, ob uns eh nicht zu kalt ist. Alles gut. Die Musik ist Ablenkung genug. Indie Rock und Hamburger Schule. Ein sehr sympathisches Männerensemble. Mit dem ausgelegten Perserteppich und einem goldenen Plastik-Kruzifix fühlt man sich schon fast wie im Wohnzimmer der Großmutter. Nur, dass dort meistens keine Verblendung aus Country Musik, Indie und Hard Rock ertönt, was Schattenmusik so gekonnt zum Besten geben. Das am Keyboard stehende, in einem Asia-Shop erstandene, bunt blinkende Christus-Kreuz ist ein steter Begleiter der Band. 

Schichtwechsel mit Alpha Romeo, die stolz und gut gelaunt ihr neues Album Hunde am Meer präsentieren. Perfekt zur Hochsommer-Saison erklingen hier frische und leichtfüßige Beats, die an vergangene Pop-Jahrzente erinnern. Beim Schließen der Augen könnte man sich fast vorstellen, sich in einem stark gekühlten Hawaiianischen Supermarkt wiederzufinden – mit besserer Sound-Anlage versteht sich. Abschnittsweise sehr verträumt, wie beim Song Jupiter oder in der von Cloud Rap angehauchten „Boogie Woogie Liebe“ über den spritzigen Uptempo-Song „Mrs Instagram“ bis zur emotionalen Folk-Ballade „Passwort“ zeigen sich Alpha Romeo & Die Sommerreifen nicht nur musikalisch, sondern auch spieltechnisch sehr facettenreich. Die E-Violine ist zärtelnd und nie aufdringlich und stellt neben den tollen mehrstimmigen Gesängen ein immer versüßendes, zeitweise aber auch tragendes Element dar. Das Lied „Passwort“ entfaltet sich im sehr intimen Rahmen des Kramladens besonders persönlich und gefühlvoll. Sänger Michael Gutenbrunner gibt dem Publikum persönliche Einblicke zur Entstehung dieses Stücks. Vom Morgen, wie er aufwachte und sich beim Ströck ein Mozzarella-Ciabatta kaufte. Willkürliche und schöne und Anekdoten. So ist es gut. Vom Walzertanz im Publikum bis zum obligatorischen Saitenriss der E-Gitarre war alles dabei, was den Abend zu einem stimmungsvollen Konzerterlebnis machte. 

Fotos: (c) Katarina Glück

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