Mit „Die guten Jahre“ liefern Endless Wellness eine kritische Hymne auf den neoliberalen Burnout – und machen trotz allem Hoffnung.

Was, wenn die besten Jahre schon hinter uns liegen – und wir sie nicht einmal bemerkt haben? Endless Wellness, eine der wohl spannendsten Pop-Überraschungen Wiens seit langem, melden sich nach ihrem gefeierten Debütalbum mit neuem Karacho zurück. Ihre neue Single „Die guten Jahre“ ist mehr als ein Song: Sie ist ein Innehalten, ein Aufbegehren und eine verdichtete Zustandsbeschreibung unserer spätkapitalistischen Gegenwart.
Denn während Gitarrenwände im 90er-Stil gegen einen treibenden Maschinenbeat krachen, stellt die Band Fragen, die viele längst verdrängt haben: Womit bezahlen wir für unsere Arbeit – mit Lebenszeit, mit Gesundheit, mit uns selbst? Wer sind wir, wenn Leistung zur einzigen Währung geworden ist und Versagen keine Option mehr darstellt?
Die Wiener verweigern sich einfachen Antworten. Aber sie verweigern sich auch der Hoffnungslosigkeit. „Waren das die best days of our lives?“ fragen sie, ohne Pathos, aber mit einem bittersüßen Beigeschmack. Der kaputte Synthie-Sound, fast schon verzweifelt schön, drückt das Gefühl aus, das bleibt, wenn der Lärm des Alltags kurz verstummt: Melancholie, Wut, aber auch eine leise Lust auf etwas Neues.
„Hier bin ich Mensch, darf ich hier sein?“ – dieser letzte Satz bleibt hängen wie ein Echo. Endless Wellness sind nicht hier, um zu trösten. Sie sind hier, um zu erinnern, dass Pop politisch sein darf, ja muss. Und dass Aufgeben keine Option ist.
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