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Existenz ist nur ein Ort

Loeweloewe veröffentlichen ihre dritte und erste posthume Single „Fliegen“ und bieten eine Kombination aus nachdenklichem Text und überzeugender Musikproduktion.

Die Band Loeweloewe
Foto: (c) Isabella Hewlett

Es ist das scheinbare Narrativ, das textlich geboten wird – fragmentarische, übers Leben sinnierende Gedanken und Rückblicke auf romantische Erfahrungen von Christian Hummer, dem Sänger und Autor der Musik – welches der Musik ihren lyrischen Anspruch verleiht. Es ist aber auch der durchdachte und clever gesteigerte Klangteppich: Ein klassischer Aufbau eines Rocksongs – der produktionstechnisch gänzlich ausgestaltete Refrain kommt erst im zweiten Anlauf zur Entfaltung – wird mit zeitgenössischem bassbetontem Sound und scharfen Vocals gesättigt. Der eigens aufgebrachte Begriff des Retro-Futurismus kommt hier zurecht zum Tragen: Das klarsichtige und helle Schlagzeug mit trap-artiger perkussiver HiHat, rhythmischen Congas und modernem Synth-Bass im Refrain sowie weichen E-Piano-Sounds, akustischer Gitarre und fragilem Gesang in der Strophe geben dem Ganzen eine Brillanz, wie man sie nur aus dem englischen New Wave kennt.


Christian Hummer
Foto: (c) Manuel Haring

Loeweloewe ziehen selbst Parallelen zu Krautrock, und der bedingungslos durchgepeitschte Beat „In Stop Lift Stop” erinnert durchaus an eine aufgepeppte Version von Neu!. 2019 gegründet, ist der Name der Band aus einem wiederkehrenden Traum Hummers entstanden und bestand in der Zeit der aktiven Produktionsphase aus Christian Hummer (Gesang, Gitarre), Raphael Krenn (Gitarre, Gesang), Helene Sorgner (Keyboard, Gesang) und Raphael Bader (Schlagzeug, Gesang). Neben den Singles „Stop Lift Stop”, einem Alternative-Rock Song ersten Rangs und „Lauter Als Die Stimme Im Kopf”, einer nachdenklichen, aber frischen Pop-Ballade, ist dies nun eine weitere posthume Veröffentlichung unter der künstlerischen Leitung des verstorbenen Wanda-Keyboarders sowie seiner Schwester Marie Hummer, die inzwischen die Label-Arbeit übernommen hat.


Vergleiche mit Psychedelic Rock-Musik waren bislang schnell bei der Hand. Ob dieser Vergleich angesichts der spritzigen Synth-Pop Grooves und der klaren Songstrukturen stimmig ist, bleibt jedoch fraglich. Möglicherweise trifft dies auf einzelne Elemente im Klangbild zu. Es bleibt offen und spannend, ob und in welcher Form sich vorausgeschickte Genrezuweisungen noch erfüllen oder ob jegliche Erwartungen gar gebrochen werden. Man darf auf jeden Fall gespannt bleiben, was noch kommt.





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